EU-Verpackungsverordnung: Frontalangriff auf Papier, Karton und Wellpappe
Die heimische Wertschöpfungskette Papier, Karton und Wellpappe kritisiert scharf die geplante pauschale Bevorzugung von wiederverwendbaren Verpackungen gegenüber recycelten Papierprodukten im aktuellen Entwurf zur europäischen Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR).
Die Sammel- und Verwertungsquote für Verpackungen aus Papier, Karton und Wellpappe beträgt in Österreich 85 Prozent. Seit Jahrzehnten gehört die österreichische Papierwirtschaft zu den Vorreitern der Nachhaltigkeit und trägt maßgeblich dazu bei, dass die heimische Kreislaufwirtschaft europaweit führend ist.
Massive Wettbewerbsverzerrung
Besonders problematisch sieht die Branche die von der EU in der PPWR geforderten Reuse-Quoten, die keine sinnvolle Koexistenz mit recyceltem Papier, Karton oder Wellpappe möglich machen. „Die im Entwurf vorgesehenen verpflichtenden Quoten stehen diametral zu den Plänen der EU für eine funktionierende europäische Kreislaufwirtschaft im Sinne des Green Deal“, kritisiert Stephan Kaar, Sprecher des Forum Wellpappe Austria. Verpflichtende Quoten für alle Verpackungsarten würden den freien Wettbewerb im Binnenmarkt gravierend einschränken und einen signifikanten Anteil von erneuerbaren und recyclingfähigen Papier-, Karton- und Wellpappe-Verpackungen durch Materialien aus fossilen Rohstoffen ersetzen.
Der Fachverband PROPAK und die Vereinigung PROPAK Austria als Vertreter der industriellen Hersteller von Verpackungen aus Papier, Karton und Wellpappe können eine pauschale Bevorzugung von fossilen Reuse-Verpackungen nicht nachvollziehen: „Wir unterstützen die EU-Ziele, doch ohne Not ein perfekt funktionierendes Kreislaufsystem in Frage zu stellen und Reuse einen pauschalen Vorrang einzuräumen, ist der falsche Weg und bedroht Teile der Branche nachhaltig,“ warnt PROPAK-Obmann Georg Dieter Fischer.
Höhere Kosten und Umweltbelastung
Auch aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine nachvollziehbare Begründung für eine Bevorzugung von fossilbasierten Reuse-Produkten. Der europäische Wellpappenverband FEFCO hat errechnet, dass 8,1 Milliarden neue Kunststoffboxen bis 2040 auf den Markt gebracht werden müssen, wenn die geplanten verpflichtenden Reuse-Quoten erfüllt werden sollen. Das ist nicht im Sinne des Green Deals und unterwandert den eingeschlagenen Weg der Dekarbonisierung.
Reuse-Verpackungen werden aufgrund der höheren Transport- und Reinigungskosten im Vergleich zu recycelten Papiererzeugnissen viel höhere CO2-Emissionen verursachen und darüber hinaus deutlich teurer sein. Für fossile Reuse-Verpackungen hat eine aktuelle McKinsey-Studie eine bis zu 150 Prozent höhere CO2-Belastung und bis zu 200 Prozent höhere Kosten errechnet, die direkt an die Kund:innen weitergegeben werden müssen. Eine Umstellung auf Reuse statt Recycling würde zudem den Wasserverbrauch drastisch erhöhen.
Die Interessenvertreter Austropapier, Forum Wellpappe Austria, PROPAK und Pro Carton appellieren an ein Umdenken der EU vor dem Abstimmungsprozess: „Nur mit einer Gleichbehandlung von nachhaltigen Papier- Karton und Wellpappe-Erzeugnissen kann die weitere Dekarbonisierung im Sinne des Green Deal gelingen.“
Hier können Sie die gemeinsame Pressemitteilung (PDF, 604 Kb) lesen.
Hier geht’s zum gemeinsamen Positionspapier (PDF, 5941 Kb).